Riesling: Geschichte, Ursprung, Vielseitigkeit und Renaissance der deutschen Trendrebsorte
Ursprung des Riesling
Auch wenn die Römer den Weinbau auf den steilen Uferhängen von Mosel und Rhein einführten, den Riesling kannten sie noch nicht.
Er entstand erst später aus dem weit verbreiteten Heunisch und einer – mit der robusten Wildrebe des Rheintals verwandten – Traminerart.
Zum ersten Mal 1435 urkundlich erwähnt, findet er erst im 18. Jahrhundert eifrige Förderer wie den Fürstabt von Fulda, der das Schloss Johannisberg im Rheingau errichten und dort 1716 den ersten sortenreinen Riesling Weinberg anlegen ließ.
Dort ereignete sich 1775 ein weiteres Ereignis, dass für den Siegeszug des Rieslings entscheidende Bedeutung haben sollte: die erste offizielle Lese edelfauler Trauben.
Hatten bis zu diesem Zeitpunkt die auf Abgaben durstigen Fürsten den Lesetermin immer früh im Herbst festgelegt, zu früh für großen Riesling, mauserte sich der Adel nun zum Pionier edler Spät-, Aus-, Beeren- und Trockenbeerenauslesen und schließlich des legendären Eisweins.
Damit erfuhr Riesling zunehmende Verbreitung und die Preise für seine besten edelsüßen Weine überflügelten zu Beginn des 20. Jahrhunderts die aller berühmten französischen Weine, ob Bordeaux, Burgunder oder Champagner.
Riesling im 20. Jahrhundert
In den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die deutschen Winzer gelernt, in ihren Weinbergen Höchsterträge zu erzielen und die so erzeugten mageren Weine mit Süßreserve aufzumotzen.
Als sich aber bei uns der allgemeine Geschmack von der Mitte der 1970er Jahre an mehr und mehr auf trockene Weine ausrichtete, verpassten die Winzer den Anschluss.
Ein grundsätzliches Umdenken war nötig, das die Mengen- durch eine Qualitätsphilosophie ablöste und im Weinberg die entsprechenden Konsequenzen zog.
Eine neue Generation ist jetzt an der Arbeit, die sich nicht scheut, den Aufwand zu leisten, den es braucht, große Weine zu erzielen. Und auf einmal hat sich das Blatt gewendet.
Weinliebhaber in der ganzen Welt begeistern sich insbesondere für die beste deutsche Weißweinsorte, den Riesling.
Kenner im Ausland sind dabei vor allem auf die edelsüßen Weine erpicht, aber freunden sich zunehmend auch mit trockenen Gewächsen an, während bei uns Weinfreunde, die ausschließlich auf trockene Weiße schworen, inzwischen auch den restsüßen Spezialitäten Geschmack abgewinnen.
Damit erlebt in erster Linie der Riesling ein längst verdientes Comeback.
Riesling im Anbau
Riesling ist eine herausragende Rebsorte. Manche halten ihn gar für den König der weißen Reben. Aber seine Qualität ist nur dann wirklich großartig, wenn er in großen Lagen angepflanzt wird.
Denn Riesling stellt an den Standort hohe Anforderungen. Mit seinem harten Holz, dass ihn vor Frost schützt, vermag er an Orten zu reifen, wo es andere Sorten schwer haben.
Ihm macht es nichts aus, wenn sich seine Reife hinauszögert, im Gegenteil. Doch der Riesling braucht die Sonne des Spätherbstes, damit seine Aromen sich ausprägen und die Intensität gewinnen, für die er berühmt ist.
Deshalb liebt er steinige Steillagen, in denen der Boden Wärme speichert. Was die Böden betrifft, ist der Riesling nicht anspruchsvoll.
Er geht mit den verschiedensten harmonische Ehen ein, wobei er immer deren Charakter zum Ausdruck bringt, ohne den eigenen einzubüßen - eine Stärke, mit der kaum eine andere Sorte mithalten kann.
Vielseitigkeit des Rieslings
Auch wenn sich bei uns zur Zeit das Hauptinteresse auf trockene Weine richtet, liegt der ganz besondere Reiz beim Riesling darin, dass er über eine außerordentliche Spannbreite verfügt.
Diese reicht von Weinen mit wenig bis zu solchen mit über 250 g Restsüße, von herrlich fruchtigen Weißen mit geringem Alkoholgehalt bis zu kräftigen Gewächsen mit großem Volumen, von exzellenten Sekten bis zu den raren Eisweinen reicht.
Seine besondere Stärke besteht darin, dass er auch mit zunehmender Reife und ansteigendem Zuckergehalt seine rassige Säure bewahrt, die Winzer nicht durch biologischen Säureabbau mindern.
Seine in nördlicheren oder kühleren Anbaugebieten markante Säure gleichen sie – je nach Jahr und Lage – ohnehin mit etwas Restsüße aus, wogegen Rieslinge, die in der südlichen Hemisphäre reifen, völlig trocken ausgebaut werden können und ein völlig anderes Profil zeigen.
Die Verbindung von Restsüße und Säure führt dazu, dass zum Beispiel selbst einfachere Mosel-Rieslinge Jahrzehnte altern können, während die Spitzenqualitäten ein außerordentliches Alterungspotenzial besitzen.
Renaissance des Riesling
Die Zeiten haben sich geändert. Noch in den 1990er Jahren war deutscher Wein im Allgemeinen und damit auch Riesling Weine out. Inzwischen steigt die Nachfrage beachtlich. Bei uns stammt mittlerweile fast jede zweite Flasche Wein aus dem Inland.
Mit der Renaissance des deutschen Weins hat sich der Riesling den ersten Platz unter den deutschen Rebsorten zurückerobern können. Er wächst in allen dreizehn Anbaugebieten und kommt auf eine Gesamtfläche von über 21.700 Hektar.
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