Vom Bauernschnaps zum edlen Digestif – Grappa di Chardonnay
Wenn Weinbauern in früheren Jahrhunderten die gepressten Trauben aus ihren Weinpressen und Keltern heraus holten, blieb eine gegorene und alkoholhaltige Restmasse zurück. Lange kratzten sie diesen Trester einfach hinaus und entsorgten ihn.
Kluge Köpfe erinnerten sich an die Technik des Destillierens, die schon in Mesopotamien, Griechenland und in Arabien angewandt wurde. Aus dem Trester destillierten sie einen Brand, der als preiswerter und einfacher Bauernschnaps getrunken wurde. Je nach Art der Rebsorte entstanden verschiedene Grappa-Sorten und wenn der Trester aus einer Chardonnay-Kelter stammte, war das Ergebnis der Grappa di Chardonnay.
Die Entstehung des Grappa
Im Italien des Mittelalters entwickelten Jesuiten-Mönche das Trennverfahren für Gemische verschiedener Flüssigkeiten weiter. Mit der Destillation schufen sie die Technik, den Alkohol zu “brennen” und aus Trester Grappa zu gewinnen. Der Saft des frischen Tresters wurde erhitzt und die entstehenden Dämpfe durch Kühlung wieder verflüssigt und in einem Extragefäß aufgefangen. Durch Wiederholungen des Vorgangs wurde eine immer größere Reinheit erlangt und ein Alkoholgehalt von 37,5 bis höchstens 86 Prozent erreicht.
Die verhältnismäßig einfach zu bewerkstelligende Destillation wurde anfänglich mit groben Kesseln, Rohren und Gerätschaften durchgeführt. Unregelmäßige Hitzezufuhr führte zu “Verbrennungen” des Tresters. Erst ab den 1960er-Jahren waren die Apparaturen so ausgereift, dass qualitativ hochwertige und geschmackssichere Destillate entstehen konnten. Hochspezialisierte Hersteller schaffen heutzutage aus dem entsprechenden Trester einen Grappa di Chardonnay, der als Digestiv von Fachleuten hochgeschätzt wird.
Der würdige Abschluss eines guten Mahls
Die feine französische Bezeichnung Digestif zeugt von der Anerkennung, die dem wohlschmeckenden Abschluss einer Mahlzeit gezollt wird. Tresterbrände eignen sich neben einigen weiteren, meist klaren Spirituosen, hervorragend als Verdauungsschnaps. Gourmets schätzen bei der Getränkebegleitung eines opulenten Mahls die Treue zur Getränke-”Familie”. So erfährt ein von Chardonnay-Wein begleitetes Menü mit einem Grappa di Chardonnay einen “verwandtschaftlichen” Abschluss.
Um sein Aroma und Abstammung auf dem Gaumen optimal ausspielen zu können, reichen ihn erfahrene Gastgeber in einer Zimmertemperatur von 16 bis 22 Grad. Typische Grappagläser, die der Form eines Erlenmeyerkolbens nachempfunden sind, halten das Bouquet des Grappa di Chardonnay. Im Gegensatz zum Wein ist eine zu große Flüssigkeitsoberfläche beim Ausschank von Grappa-Sorten nicht empfehlenswert, da der Alkohol sehr flüchtig ist.
Grappa di Chardonnay in exquisiter Auswahl
Ähnlich der weißen Rebsorte hat der Grappa di Chardonnay einen weltweiten Siegeszug angetreten und die Hersteller brennen ihn in unzähligen Varianten. Die beliebte Frische und Eleganz in Geschmack und Abgang verkauft sich blendend und vom einfach destillierten “Allerwelts”-Grappa bis zum mehrfach gebrannten und zusätzlich veredelten Luxustropfen reicht die Bandbreite. Einfache Ausführungen des Grappa di Chardonnay beginnen bei rund 15 Euro für die verbreitete Halbliterflasche.
Bis zum Literpreis von ungefähr fünfzig Euro sind die Qualitätsmerkmale der Grappa-Sorten vor allem in Jahrgängen, Anbaugebieten und Verpackung begründet. Zu höheren Preisen führet zum Beispiel beim Grappa di Chardonnay Barrique, die Reifung in Eichenfässern. Fässer aus verschiedenen Hölzern werden im italienischen Friaul beim Grappa di Chardonnay Nonino eingesetzt. Auch der Grappa di Chardonnay Frattina aus der Nachbarschaft genießt einen besonderen Ruf, ob als Barrique oder traditionell gelagert. Die Spitzenprodukte beginnen bei dreißig Euro pro Liter und der als exklusivster Grappa der Welt bezeichnete Romano-Levi aus dem Piemont beginnt bei einem Flaschenpreis von zweihundert Euro.
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